Schweizer Beteiligung an der Europäischen Südsternwarte 

Der Doppelstern R Aquarii in einem turbulenten Tanz. (Kredit: ESO/Schmid et al.)

Die Schweiz trat der ESO am 1. März 1982 als Mitgliedstaat bei. Als ein Land, das der ESO schon seit vielen Jahren angehört, hat seine Gemeinschaft von Wissenschaftlern und Ingenieuren in vielerlei Hinsicht einen wichtigen Beitrag zu den ESO-Projekten geleistet, von der Teilnahme an Entdeckungen bis hin zur wichtigen Rolle bei der Entwicklung von Instrumenten, von denen viele mit den weltweit führenden Planetenjägern in Verbindung stehen.  

Die Schweiz leistet derzeit einen Beitrag von 4,23 % der ESO-Einnahmen (Beitrag für 2021) in Höhe von 8’123’000 EUR. 

Ab Mitte 2022 sind vier Schweizer*innen bei der ESO beschäftigt, drei in Deutschland und einer in Chile. Darüber hinaus hat die ESO seit 2004 vier Studenten- und vier Forschungstipendien an Schweizer Bürger*innen vergeben. 

Die Schweiz ist in den verschiedenen Leitungs- und Beratungsgremien der ESO durch Astronomen und Politikexperten vertreten; die aktuellen Schweizer Vertreter in den verschiedenen Gremien der ESO mit nationaler Vertretung finden Sie hier

Dem ESO Science Outreach Network (ESON) gehören Schweizer Vertreter an, die als lokale Medien- und Outreach-Kontakte der ESO fungieren. 

Im Folgenden finden Sie einige Informationen über die Beteiligung der Schweiz an der ESO. 

Entdeckungen von Schweizer Astronomen dank ESO-Teleskopen 

Schweizer Forscher*innen und diejenigen, die bei Schweizer Institutionen tätig sind, waren an wichtigen Entdeckungen beteiligt, bei denen ESO-Einrichtungen und -Teleskope in ESO-Observatorien zum Einsatz kamen. Dazu gehören 

  • Ein Team unter der Leitung von Adrien Leleu (Université de Genève, Universität Bern) entdeckte ein System mit sechs Exoplaneten, von denen fünf in einem seltenen Rhythmus um ihren Zentralstern kreisen. Die Forscher sind der Ansicht, dass dieses System wichtige Hinweise auf die Entstehung und Entwicklung von Planeten, einschließlich derjenigen des Sonnensystems, liefern könnte.
  • David Ehrenreich (Universität Genf), der eine Studie leitete, in der ein Exoplanet mit einer Tagestemperatur von über 2400 Grad Celsius entdeckt wurde: heiß genug, um Metalle zu verdampfen. Aufgrund von Beobachtungen mit ESPRESSO am Very Large Telescope (VLT) der ESO glaubt das Team, dass Eisen auf die Oberfläche des Planeten regnen könnte.
  • Die bisher schärfsten Bilder des turbulenten Doppelsterns R Aquarii wurden mit dem Zurich IMaging POLarimeter (ZIMPOL), einer Komponente des SPHERE-Instruments am VLT, aufgenommen.  Das Team, das diesen atemberaubenden Tanz aufgenommen hat, wurde von H. M. Schmid (ETH Zürich, Institut für Astronomie) geleitet.
  • Ein Team unter der Leitung von Simon L. Grimm (Universität Bern) entdeckte sieben Planeten, die den nahen, ultrakalten Zwergstern TRAPPIST-1 umkreisen. Es wurde festgestellt, dass diese Planeten hauptsächlich aus Gestein bestehen und einige möglicherweise mehr Wasser enthalten als die Erde

Schweizer Beteiligung an ESO-Instrumenten und Teleskopen an ESO-Standorten 

Die Schweiz hat zu vielen Aspekten der ESO beigetragen, unter anderem zur Technologie von Instrumenten, ESO-Teleskopen und Teleskopen an ESO-Standorten. Dazu gehören 

  • Das Instrument FLAMES (Fibre Large Array Multi Element Spectrograph) wurde von einem internationalen Konsortium von Forschungsinstituten entwickelt und gebaut, an dessen Entwicklung das Observatoire de Genève maßgeblich beteiligt war. FLAMES ist auf dem Unit Telescope 2 des VLT der ESO installiert. 
  • Das HARPS-Instrument, das von einem internationalen Konsortium von Forschungsinstituten unter der Leitung des Observatoire de Genève entwickelt und gebaut wurde. Das Instrument ist am 3,6-Meter-Teleskop der ESO in der Sternwarte La Silla installiert und gehört mit der Entdeckung Hunderter neuer Exoplaneten zu den erfolgreichsten Planetenfindern in der Geschichte der Astronomie.  
  • Die Entwicklung des Nachfolgers von HARPS, ESPRESSO (Echelle SPectrograph for Rocky Exoplanet and Stable Spectroscopic Observations), wurde vom Observatoire de Genève und der Universität Bern geleitet. ESPRESSO ist am VLT angesiedelt und soll in erster Linie hochpräzise Radialgeschwindigkeitsmessungen von Sternen vom Sonnentyp durchführen, um nach Gesteinsplaneten zu suchen. 
  • Das Schweizer 1,2-Meter-Leonhard-Euler-Teleskop, das am La-Silla-Observatorium der ESO untergebracht ist. Es wurde vom Observatoire de Genève gebaut und wird von ihm betrieben. Es wurde zusammen mit dem 2006 stillgelegten CORALIE-Instrument eingesetzt, das in Zusammenarbeit mit dem Observatoire de Genève und dem Observatoire de Haute Provence (OHP) in Frankreich entwickelt worden war. Mit dem Spektrografen sollen hochpräzise Radialgeschwindigkeitsmessungen durchgeführt werden, um nach großen Exoplaneten in der südlichen Hemisphäre des Himmels zu suchen. 

Schweizer Beteiligung an ELT-Instrumenten 

  • Das Instrument MOSAIC am kommenden Extremely Large Telescope (ELT) der ESO wird ferne Galaxien am Rande des beobachtbaren Universums genauer unter die Lupe nehmen. MOSAIC wird gerade von einem Konsortium entwickelt, an dem das Observatoire de Genève beteiligt ist.  
  • Das ELT-Instrument METIS, benannt nach der griechischen Göttin der Weisheit, wird in der Lage sein, eine breite Palette von astronomischen Objekten zu untersuchen, vom Sonnensystem bis zu fernen Galaxien. METIS ist eine Zusammenarbeit unter mehreren astronomischen Instituten in Europa, darunter die ETH Zürich, die die wissenschaftliche Entwicklung des Instruments leitet.  
  • ANDES, das Instrument, das astronomische Objekte mit noch nie dagewesener Empfindlichkeit untersuchen wird, wird ebenfalls ein ELT-Instrument der ersten Generation sein. Die Université de Genève und die Universität Bern sind an dem Konsortium beteiligt, das ANDES entwickelt.  
  • Die ETH Zürich ist auch ein wichtiger Partner in einer Designstudie für ein zukünftiges ELT-Instrument, genannt EPICS oder ELT-PCS, das Exoplaneten direkt abbilden kann.  

Beiträge der Schweizer Industrie und Technologie an die ESO 

Die Schweiz hat zu vielen Aspekten der ESO beigetragen, wobei zahlreiche Aufträge an die Schweizer Industrie vergeben wurden, darunter 

  • Das Schweizer Unternehmen Data Conversion Service S.A., das mehrere ESO-Verträge für allgemeine IT-Unterstützung und -Dienstleistungen erhalten hat. 
  • Das Unternehmen TURBOMACH S.A., das einen Zweistoff-Stromgenerator für Paranal lieferte, bevor das Observatorium auf erneuerbare Energien umstellte. 
  • Schott Suisse S.A., die Teile des MATISSE-Instruments am VLT-Interferometer der ESO optisch aufbereitet hat.